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Der Pjöni und die Freaks

Uah, unheimlich!

Ich glaube, hier kann ich endlich doch mal die Kategorie Der Pjöni und die Freaks verwenden.

Der Tag fing ganz normal an. Ich hab‘ verschlafen die Schlummertaste gedrückt und mich direkt aufgeregt, als der Wecker wieder klingelte. Computer angemacht, um die neusten Bahn-Infos abzurufen. Zum Kill Bill Soundtrack gegessen, gewaschen und angezogen. Die neusten Bahn-Infos abgerufen. Mich ins Auto gesetzt und zum Death Proof, Reservoir Dogs und Pulp Fiction Soundtrack nach Troisdorf gefahren. Mich darüber aufgeregt, dass der Zug, der eigentlich pünktlich fahren sollte überhaupt nicht fuhr. Mich darüber aufgeregt, dass der laut Durchsage nächste Zug nach Köln doch von einem anderen Gleis abfuhr. Mich dann endlich in einen Zug auf einen freien Vierer-Platz gesetzt und abgefahren. Überlegt, ob ich ein Buch lesen sollte und dann doch wegen Müdigkeit Jeannie ausgepackt und Musik gehört und Karten gespielt. Alles ganz normal.

Dann passierte etwas, was zwar immer noch normal war, ich aber überhaupt nicht mag. Ein dicker, nach nassem Hund stinkender Mann hat sich mir gegenüber hingesetzt. Er zog wohl einen Fensterplatz der Beinfreiheit vor. Und als höflicher Mensch habe ich natürlich nichts von meinem Unwohl anmerken lassen. Es ist ja sein gutes Recht sich da hin zu setzen.

Dann fing der Mann an etwas vor sich hin zu murmeln. Ich zog die Stöpsel aus den Ohren, weil ich dachte, der würde mit mir reden. Aber er winkte ab und murmelte weiter. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte. Es hörte sich Arabisch an. Als paranoider Mensch, der täglich liest, was der Herr Schäuble so von sich gibt, schoss mir natürlich sofort der Gedanke "Terrorist!" in den Kopf. Aber mein rationales Denken erklärte mir, dass es unlogisch ist während des Streiks eine S-Linien Bahn hochzujagen, weil die meisten Leute auf der Autobahn im Stau stehen. Außerdem, was sollte dann das Murmeln sein? Wie ein Gebet hörte es sich eigentlich nicht an.

Ich steckte meine Stecker wieder in die Ohren und spielte weiter. Aber ich konnte nicht davon ablassen den Mann zu beobachten und durch die Musik hindurch zu versuchen ihm zuzuhören. Vielleicht war der Mann ja schizophren. Ein bisschen hörte es sich nämlich so an, als würde er mit einer anderen Person reden. Er gestikulierte ein wenig, aber die Stimme war, soweit ich sie durch den Rock’n’Roll verstehen konnte, immer gleichbleibend monoton.

Wie auch immer, ich blieb angespannt. Allzeit bereit beim geringsten Anzeichen von Gefahr Jeannie zu opfern und mich zu retten. Ich musste mich beruhigen und weg von den verrückten Ideen kommen. Der Mann konnte ja auch Musiker sein. Ein Rapper vielleicht, auch wenn seine Kleidung das nicht vermuten lies. Vielleicht studierte er ein Lied oder Lieder ein, die er bald vorführen wollte. Aber er wirkte auch ein bisschen gestresst. Schien nicht so gut zu laufen. Vielleicht sein erster Gig?

Er wippte zwar ein bisschen in einem Takt mit dem Fuß aber, wenn das ein Rap war, dann würde er nicht viel Erfolg damit haben. Könnte natürlich auch eine Rede sein, die er halten wollte und er ging nochmal alle Punkte durch. Das würde auch die monotone Stimme erklären. Er wollte nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, aber trotzdem alles aussprechen, um sicher zu gehen, dass er alles behalten hat.

Naja, kurz vor Deutz hörte er auf und fragte mich nach der Uhrzeit. Es war ca. fünf vor neun, was ich ihm mitteilte, damit sein unsichtbarer Freund ihm nicht sagte, dass ich lieber sterben sollte. Er ging etwas weiter durch den Zug, hielt vor einem anderen Mann an, den er offensichtlich kannte, und unterhielt sich mit ihm, bis der Zug in Deutz ankam. Dann stiegen sie aus.

Ich wüsste zu gerne, was er gemurmelt hatte.

3 Antworten auf „Uah, unheimlich!“

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