Kategorien
Der Spieler Filme Technik

Traue niemandem!

Ein Freund von mir ist vor ein paar Monaten auf Linux umgestiegen. Auf meine Empfehlung hin hat er sich Kubuntu, bzw. später Ubuntu angesehen und war recht angetan davon. Und die Mathematikbegeisterten Haushaltsmitglieder konnte er mit Xaos beeindrucken. Nur W-LAN klappte nicht.

Wir hatten dann auch telefoniert und er hat mir erzählt, dass er mit NDISwrapper versucht hat einen Windows Treiber zu installieren, weil der Linux Treiber nicht mit seiner Karte funktioniert. Aber das hat auch nicht alles so richtig geklappt. Da ich mich aber auch schon mit NDISwrapper vergebens rumgeärgert hatte und Telefonsupport sowieso immer schwierig ist habe ich ihn mit einem Hinweis auf "verkabeltes W-LAN" vertröstet.

Gestern war ich dann aber Abends mal wieder bei ihm. Wir wollten mit ein paar weiteren Freunden eigentlich einen Film gucken. Entweder Der ewige Gärtner oder Die fabelhafte Welt der Amélie (ja, ich kenne diesen "Mädchenfilm" und ich finde ihn gut!). Aber wie das so ist verzögerte sich der Filmbeginn etwas da zuerst Abendessen gemacht werden musste, dann war der eine weg, dann der andere. Einer guckte dann einfach schonmal Scary Movie 4 und ich wollte allen sowieso erst einmal den lustigen Trailer zu Battlefield Heroes und mein fertig gestelltes Director Programm zeigen.

Naja, da ja dann schon Jeannie lief wollte er uns auch noch ein paar Bilder von der Eros & Amore zeigen. Besonders hatte es ihm da eine Stripperin namens Linda Diabolo angetan. Aber die Bilder, die man im Internet so findet waren nicht sehr gut. Zum Glück hatte er ja selbst welche geschossen! 😀
Nur leider hatte Jeannie keinen Kartenleser. 🙁

Aber in seinem Laptop war einer, den er natürlich sofort holte. Nachdem wir die künstlerischen Aufnahmen eindringlich mit den ihnen gebotenen wissenschaftlichen Gelassenheit studiert hatten fragte er mich, wie er denn am einfachsten verschiedene Einstellungen an Compiz vornimmt. Leider fehlte ihm das entsprechende Programm und beim Versuch es zu installieren fiel wieder die fehlende Internetverbindung auf.

Also kamen wir ins Gespräch darüber, was er alles versucht hatte, um seine W-LAN Karte zum Laufen zu bringen. Auf meine Frage hin, wo er NDISwrapper kompiliert hätte meinte er nur: "Keine Ahnung, ich hab‘ einfach die Befehle eingegeben, die mir einer im Forum gesagt hat." Tadelnd teilte ich ihm meinen Unmut darüber mit, einfach so Befehle einzutippen, bevor er weiß was genau sie anrichten. Ich diktierte ihm also folgenden Befehl:

sudo rm -rf /*

Leuten, die aus dem Windows Lager kommen, sei gesagt, dass dieser Befehl in etwa "format C:" entspricht. Oder, für komplette Laien ausgedrückt: Damit wird alles gelöscht.

In dem guten Glauben ich würde ihm helfen NDISwrapper zu finden betätigte er die Enter-Taste.

Die Nachricht, dass er damit sein gesamtes System zerschossen hatte nahm er recht gelassen hin. Zum Glück hatte er erst vor kurzem ein Backup auf seinen MP3-Player gemacht. Naja, er holte also die Ubuntu CD und begann mit der Neuinstallation. Die anderen guckten inzwischen Der ewige Gärtner. Aber ich hatte schon angekündigt, dass ich nicht mitgucken wollte, weil es mir langsam zu spät wurde.

Nachdem Ubuntu installiert war setzten wir uns daran es noch einmal mit NDISwrapper zu probieren. Im Forum wurde ihm dazu geraten Version 1.51 zu benutzen. Ubuntu installiert aber die 1.9. Also war selbst kompilieren angesagt. Ich lud über Jeannie die nötigen Dateien runter und kopierte sie mittels USB-Stick auf seinen Laptop. Aber das Kompilieren schlug fehl mit einer Fehlermeldung, die ich nicht interpretieren konnte.

Also probierten wir die Version, die bei Ubuntu dabei ist. Augenscheinlich schien auch das Installieren des Windows-Treibers zu funktionieren, doch ein Blick in die Kernel-Logs zeigte mir, dass dem nicht so war. Der Treiber schien irgendwie nicht richtig zu sein. Wir hatten den XP 64-Bit und den Vista 64-Bit Treiber versucht. Jetzt war 32-Bit dran. Aber beim Windows 98 Treiber meckerte er sofort, dass das ganze nicht auf einem 64-Bit Kernel laufen würde. Da wir durch eine weitere Neuinstallation nichts zu verlieren hatten empfahl ich es mal mit einem 32-Bit Ubuntu zu versuchen.

Allerdings hätte der Download der CD viel zu lange gedauert. Also fuhren wir zu mir, wo ich eine schnellere Internetanbindung habe. Während die CD so auf meinen Computer getröpfelt kam spielten wir etwas Klotski. Das Spiel setzten wir fort, während Ubuntu dann installierte.

Tjoa, aber mit dem 32-Bit Treiber funktionierte es dann immer noch nicht. Vielleicht sollten wir es noch einmal mit der 1.51 Versuchen? Da ich ihm in meinem Zimmer auch ein W-LAN Kabel geben konnte war es uns möglich automatisch nochmal alle Abhängigkeiten zum Kompilieren des NDISwrappers zu installieren (sudo apt-get build-dep ndiswrapper). Und siehe da, es funktionierte! Das Kompilieren, nicht der Windows Treiber.

Also war weiteres googeln nach der Fehlermeldung angesagt. Und in einem Forenbeitrag entdeckten wir den Hinweis auf einen alternativen Treiber, den der Hersteller nicht sehr offensichtlich anzeigt. Und damit funktionierte es endlich richtig! Wahrscheinlich hätte es das dann auch unter 64-Bit mit dem Ubuntu-NDISwrapper aber man lernt ja nie aus.

Inzwischen war es weit nach 0 Uhr. Da hätte ich eigentlich auch den Film gucken können. Trotzdem hat es sich sehr für mich gelohnt: Er bedankte sich mit einer großzügigen Spende für meinen "Pjöni-braucht-bald-eine-neue-Beamer-Lampe"-Topf. 😀

2 Antworten auf „Traue niemandem!“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert