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Ein Tritt in die Eier wäre mir lieber gewesen

Warnung: Der folgende Beitrag enthält Darstellungen von extremer Gewalt und weicheirigem Gejammer. Lesen auf eigene Gefahr.

 

Ein Tritt in die Eier wäre mir lieber gewesen

oder:

Die Schmerzen und Leiden des jungen Pjöni T.

Nach der Prüfung am Freitag hatte ich, auf die Empfehlung eines Freundes hin, beschlossen etwas für meine Gesundheit zu tun und mich sportlich betätigen.

Also, kurze Hose anziehen, noch ein paar Schlücke Wasser trinken, die roten Puma-Schuhe, die eigentlich für die Halle gedacht sind, anziehen und ab zum Sportplatz. Dort warten auch schon die ersten Profifußballer darauf, dass endlich genug Kandidaten für das Aufwärmtraining da sind.

So wie ich da bin werden die Zigarettenstummel weg geschmissen und wir hüpfen athletisch über das abgeschlossene Tor. Dabei ignorieren wir blauäugig den Warnhinweis, die unbefugte Benutzung des Geländes betreffend. Oh, welch Schmerzen ich mir doch hätte ersparen können.

Nun, nach ein paar Minuten waren wir dann mehr oder weniger vollständig. Alle waren positiv durch die Anwesenheit des Müncheners überrascht, was bedeutete, dass mindestens ein Sportler unter uns war.

Nach ein bisschen rumkicken wurde dann das erste Spiel an den Start gebracht. Erst einmal drei gegen vier, da noch ein Nachzügler seine Fußballschuhe holen musste. Die Dreier-Mannschaft durfte so lange mit fliegendem Torwart spielen und ließ sogleich den Ball bei uns ins Tor fliegen. Die Rache kam schnell und das Spiel war voll im Gange.

Während wir da so rumbolzten schlich sich eine leise Gefahr an. Es war nicht die Schulter, die mich am Kopf getroffen und kurz benebelt hatte. Der schuldige Spieler meinte er wollte eigentlich ja den Ellbogen einsetzen. So etwas kann man nicht leise nennen. Die Kollision meines Schienbeins mit dem Schienbeinschoner eines anderen Spielers war auch alles andere als leise. Genau so wenig mein lautes Fluchen über die fiese Mücke, die gefallen an meinem Blut gefunden hatte.

Nein, die leise Gefahr kam an in Form von makroskopisch kleinen Aschekörnern, die sich langsam aber sicher ihren Weg in meine Schuhe suchten und unaufhörlich gegen die Haut unter meinen Füßen rieben. Von alle dem merkte ich nichts.

Als ich dann gegen 22 Uhr den Heimweg antrat schmerzte der ganze Körper. Aber auch wenn ich zu kaputt war, um eine Pizza zu bestellen – ich war glücklich. Dieser Umstand mag dazu beigetragen haben, dass ich, als ich vorm Duschen die riesige Blase unter meinem linken Fuß fand, mir nicht viel dabei gedacht hatte.

Klar, es tat etwas weh. Und offen war sich auch schon ein bisschen. Aber ich habe einfach ein Pflaster draufgemacht (wobei die Suche nach einem, das die richtige Größe hatte, ein Abenteuer für sich war) und bin danach ein paar Freunde besuchen gegangen.

Dort spielten wir ein wenig Mario Kart 64, backten einen Kuchen für Samstag, tranken ein wenig Wein und regten uns über diesen verfickten Sony Kopierschutz auf, der uns daran hinderte auf dem alten DVD-Player eine Folge Monty Python’s Flying Circus zu gucken.

Es war jedenfalls doch ein schöner Abend. Schön kontrastreich zum bösen Erwachen.

Als mir nämlich am nächsten Morgen die Sonne ins Zimmer lachte nahm ich in meinem linken Fuß eine Verletzung wahr. Man könnte diese Wahrnehmung als Schmerz definieren. Im Falle von unerwarteten Schmerzen kann ma‘ ma‘ Mama suchen.

Ich erklärte ihr, dass ein Pflaster kein gutes Polster sei und wir durchsuchten den Verbandskasten nach geeigneten Alternativen. Mit dem gefundenen Material improvisierte ich eine Art Verband, der mir das Laufen ein wenig erleichterte.

Zum Abend hin erwartete mich die Geburtstagsfeier des Vaters des Müncheners und ich vermutete schon richtig, dass ich sehr wahrscheinlich nicht würde tanzen können. Aber zumindest herumsitzen und saufen sollte möglich sein. Und irgend etwas anderes lustiges findet sich dann bestimmt.

In Erwartung dieses Ereignisses beging ich den Tag auf Sparflamme und sah ein wenig Fern, las ein Buch und spielte schließlich mal wieder StarCraft, den Singleplayer Part, da ich keine Lust hatte mich mehr anzustrengen.

Eigentlich wäre der Wechsel unter diesen Aktivitäten nicht nötig gewesen. Ich hätte gut den ganzen Tag auch Fernsehen gucken oder Harry Potter lesen können. Aber der Fuß schmerzte doch langsam ein wenig mehr und ich brauchte etwas Abwechslung.

StarCraft erschien mir dann schließlich als die perfekte Abwechslung. Am Anfang sind die Kampagnen noch nicht so fordernd, dass mein Wochenend-Gehirn viel hätte tun müssen, aber sie sind doch fordernd genug, um von meinem Fuß abzulenken.

Während ich also so spielte tat ich mal den Fuß in die Position, dann in die andere, zog mir Socken und Hausschuhe an, zog sie wieder aus, versuchte Kühlung für den Fuß zu finden, versuchte Wärme zu finden und die Schmerzen wuchsen und wuchsen.

Irgendwann wurde es mir zu viel. Ich konnte nicht mehr. Selbst die Zerg Kampagne, die ich eigentlich im Schlaf beherrschen sollte, konnte ich nicht fortsetzen. Ich konsultierte wieder die Fachfrau für die Leiden aller Hausbewohner.

Offensichtlich erstaunt über die Qualität der Blase drückte sie mir eine Tube Betaisodona® in die Hand. Natürlich nicht ohne mich darauf hin zu weisen, dass ich die Salbe sofort hätte anwenden sollen. Das weiß ich jetzt auch.

Während ich mit der Tube und frischem Verbandszeugs herum hantierte und versuchte alles mehr oder weniger geordnet unter meinen Fuß zu bringen klingelte mein Telefon. Das war sicher Rob, der mit mir ausmachen wollte, wer denn nun zur Geburtstagsfeier fährt. Aber er würde sich noch gedulden müssen, bis ich fertig war.

Irgendwann war dann alles geschafft. Ich versuchte mich zu entscheiden, ob ich das leichte Brennen nun als Verbesserung oder Verschlechterung empfinden sollte. Das Klingeln des Telefons riss mich aus meinen Gedanken und ich kroch aus dem Bett und bewegte mich auf das Sprechgerät zu.

Nach vier oder fünf Klingelzeichen hatte ich die zwei Meter, die mich vom Telefon trennten, überbrückt. Es war Rob. Er wollte wissen, ob ich denn heute zur Geburtstagsfeier mitkomme.

Ich berichtete ihm von meinem Leiden und merkte, dass er besonders beeindruckt davon war, dass ich StarCraft wegen der Schmerzen abgebrochen hatte. Ich erzählte ihm, dass ich vorhin nicht ans Telefon gegangen war, weil ich mir gerade einen Verband mit Salbe anlegte. Auf die Frage hin, welche Salbe das war, trat mir der Angstschweiß auf die Stirn.

Dazu eine kleine Erklärung der Situation:
Den Verband hatte ich mir im Bett angelegt. Dieses steht im Zimmer ganz links an der Wand. Daneben steht eine Couch, an der Rückwand. Und rechts neben der Couch steht ein Regal, in dem auch das Telefon ist. Die Tube lag neben dem Bett auf der Couch. Ich saß rechts und telefonierte. Ich war nicht gewillt die Strapazen der unendlich langen Reise hin zur Tube und wieder zurück zum Telefon auf mich zu nehmen. Das wäre zu viel für mich gewesen.

Zum Glück fiel mir dann der Name des Medikaments ein. Ja, das sei wohl recht gut bei solchen Wunden, meinte Rob. Aber wenn wir Johanniskraut Öl hätten, solle ich doch das ausprobieren, das ist noch besser. Hatten wir natürlich nicht da. Rob wünschte mir gute Besserung und ich ging zurück ins Bett.

Da wand ich mich dann also und fluchte leise vor mich hin. Solche Schmerzen hatte ich noch nie gehabt und jetzt wurden sie mir von einer popeligen Blase beigebracht! Und Hunger hatte ich auch. Und zur Party wollte ich. Oder StarCraft spielen. Oder Lesen. Oder Fernsehen. Aber ich war zu nichts mehr in der Lage.

Nach einigen Minuten hielt ich’s nicht mehr aus. Ein so stechender pochender riesiger Schmerz, dass ich mich nach der süßen Umarmung des Todes sehnte. Ich müsste etwas tun oder endgültig dem Wahnsinn verfallen!

Ich rappelte mich also auf und zog mir ein paar Wollsocken an. Das gab mir die nötige Linderung, um den Aufstieg zur Küche, in Richtung Hunger- und Schmerzvernichter, zu wagen.

Unter größter Kraftanstrengung zog ich mich mühsam Stufe für Stufe hoch, bis ich endlich oben angekommen war. Humpeln, Hüpfen oder Kriechen. Nichts machte mir die horizontale Fortbewegung leichter. Krücken wären verdammt nützlich gewesen. Hatte ich aber nicht.

Mit letzter Kraft erreichte ich die Küche. Hier waren Stühle. Hier konnte ich mich ausruhen. Den Stuhl als Basisstation nutzend schob ich vier Bio-Croissants in den Ofen. Danach durchsuchte ich die Schubladen nach Aspirin. Nichts da. Typisch. Das war wieder einmal ein Fall für Super-Mama!

Also bewegte ich mich ins Wohnzimmer, ließ mich in einen Sessel fallen und schilderte meinen Eltern mein Leid. Meine Mutter begab sich auf die Suche nach Aspirin, was wohl auch entzündungshemmend sei, natürlich nicht ohne mich daran zu erinnern, dass ich schon viel früher die Salbe hätte benutzen sollen.

Einige Minuten später kam sie mit einer alten Packung Paracetamol zurück. "Ist leider nicht entzündungshemmend", sagt sie, "aber du hättest die Salbe ja auch früher benutzen sollen."

"Besser als in die hohle Hand geschissen!", denk‘ ich mir dabei und schlucke zwei Tabletten. Als die Croissants fertig sind fühle ich mich schon ein wenig besser. Humpelnd nahm ich sie in Besitz und zog mich in mein Zimmer zurück.

Am nächsten Tag ging es mir schon viel besser. Die Blase eiterte und sah sonst auch schrecklich aus. Aber der Schmerz war zu ertragen. Abends kam Rob mit einer kleinen Flasche Johanniskraut Öl vorbei und wir spielten ein paar Partien Tennis und Mario Kart.

Vorm Schlafengehen versorgte ich meine Wunde mit dem Öl. Die Salbe aber schien schneller Ergebnisse gezeigt zu haben. Heute morgen ging es mir nicht wirklich besser.

In Anbetracht der Strecke, die ich vom Bahnhof zur Arbeit würde laufen müssen, entschied ich mich einen Arzt zu konsultieren. Der konnte allerdings auch nicht mehr tun, als mir einen neuen Verband mit Betaisodona® zu verabreichen.

Morgen habe ich einen weiteren Termin, um das Ergebnis zu begutachten. Dafür hat O² mir auch frei gegeben. Mal sehen, wie’s dann aussieht. Mit etwas Glück ist mein Fuß zum Wochenende hin wieder voll funktionstüchtig. Dann kann ich ihn bei "Unser Dorf spielt Fußball" wieder verschandeln.

Eine Antwort auf „Ein Tritt in die Eier wäre mir lieber gewesen“

Weichei! Hör auf zu jammern und stirb wie ein Mann. Du hättest ja die Salbe früher nehmen können!!

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