Dieses Wochenende war ich mit meinen Eltern bei meiner Oma, um ihren Geburtstag zu feiern. War wirklich schön sie und den Rest der Familie mal wieder zu sehen.
Ich fand, dass die Rede, die mein Vater geschrieben hat, am besten ausdrückt, was für eine unglaubliche Frau die alte Dame ist.
Liebe Mutti,
Du bist jetzt 94, eigentlich nichts weiter als eine Zahl. Wer dich kennt, weiß, dass Du im Geiste jünger bist als manche 47 – jährige.
Obwohl – ich gebe es zu – dass ich vor Anderen schon gerne damit angebe, dass meine Mutter mit 86 einen Computer bekommen hat, und mit 92 meinte, dass es jetzt aber bitte ein neuer Laptop sein sollte.
Dass Du mit dem Teil unreproduzierbares Hexenwerk veranstaltest, das jeden Computeradministrator in den Wahnsinn treiben würde verschweige ich natürlich. Deine Erlebnisse mit den diversen Druckern wären buchfüllend.Aber es ist nun einmal der 94. Geburtstag, den wir heute feiern. Was sagt uns diese Zahl?
Zunächst ist die Quersumme 13 – was bei den Tantaus ja bekanntermaßen eine Glückszahl ist.
Du wurdest nämlich 1913 geboren und die Tatsache, dass ich berichten kann, dass an einem Freitag dem 13. mein Fallschirm einmal nicht aufgegangen ist, unterstreicht einmal mehr, dass diese Zahl eine Glückszahl ist.Das passt auch ganz zu Deinem Naturell – in Dingen, die andere als schlecht empfinden immer das Positive zu entdecken. Und wenn es nur einfach lustig und mit Abenteuer verbunden ist.
Ich erinnere mich, als Du Deinen Gehwagen bekamst. Für andere das letzte mit so einem Ding herumzulaufen.
Auf einmal war Dir aber dadurch wieder neue Mobilität gegeben. Barbara, weißt Du noch als wir in Hamburg während des Christopher Street Days – dem großen Fest der Schwulen und Lesben – unbedingt mit Mutti einkaufen gehen mussten?
So ähnlich muss es Moses gegangen sein als sich das Meer teilte, die dicht gepackte Menschenmenge am Rand der Parade teilte sich, Babuschka fuhr ungerührt und von allen bewundert durch diese Gasse. Nur – ich weiß nicht wie es bei Moses war, hier jedenfalls schloss sich die Lücke sofort nach dem passieren der heiligen Brigitte mit dem Gehwagen wieder, und Barbara und ich hatten alle Mühe Dir zu folgen. Dass Du, nachdem Du beschlossen hast, dass Du auch noch unbedingt auf die andere Straßenseite musst, und dass dafür die gesamte Parade angehalten wurde – sei nur am Rande bemerkt.Oder der Rollstuhl, andere würden heulen und wehklagen.
Du nicht! Auf einmal tun die Knie nicht mehr weh und die lustigen Berichte über die täglichen Kämpfe gegen die Ritter der guten Tat, die unbedingt meinen, Dich in den Fahrstuhl schieben zu müssen, möchte ich nicht vermissen.Aber ich komme hier ins Erzählen – und ich könnte endlos so weitertratschen.
Wir waren bei Zahlen: 94 mit der Quersumme 13. Nimmt man davon wieder die Quersumme dann landet man bei der 4.
4 wunderbare Kinder hast Du, ich muss das sagen ich bin ja schließlich auch dabei. Aber wunderbar sind wir geworden durch Dich – und dafür sind wir Dir von ganzem Herzen dankbar und wir freuen uns darauf, dass wir in einem Jahr zum runden 95sten wieder hier zusammen kommen.Wir trinken auf Dein Wohl.
Jürgen Tantau
5 Antworten auf „Die jüngste 94-jährige aller Zeiten“
Tolle Rede. Und anscheinend auch eine ganz tolle Oma.
Dein Vater ist ein Toller, aber da weiß er ja schon 🙂
Happy Birthday nachträglich, für deine Oma … deren Computer-Geschichten mich ja auch oft erheiterten. 😉
Herzlichen Glückwunsch auch von mir. Erinnert mich an meine verstorbene Ur-Oma in Schottland. Die ist ganze 100,5 Jahre geworden und hat mit 96 noch alleine ihre Wohnung tapeziert. Meinst Du Deine Oma verrät uns welches Wässerchen sie trinkt? An irgendwas muss es ja liegen, dass man so fit im Alter ist.
Jetzt wissen wir, von wem Du Deine gute Schreibe hast! :o)
was für eine schöne Geschichte. Meine Uroma ist vor ein paar Wochen mit 95 Jahren gestorben. Und sie war auch bis kurz vor ihrem Tod noch sehr fit und hatte ein sehr erfülltes Leben. Dieser Text hat mich sehr berührt und an sie erinnert.
Alles Gute an die Oma!!